DER KLANG DER MASCHINEN VOM RHEIN
Das Projekt inDUStrial führt erstmalig Düsseldorfer Musikschaffende und lokale Industrieunternehmen zusammen. Die so entstehende Fusion von Kunst und Industrie erzeugt neue Perspektiven auf die nie verloren gegangene Energie eines herausragenden musikalischen Genres am Rhein: Industrial.
Es waren die Klänge industrieller Maschinen, die Musikerinnen und Musiker bereits Mitte der 1970er-Jahre in Großbritannien und den USA faszinierten. Raue, disharmonische und mechanische Töne, die in der unwirtlichen Atmosphäre der Schwerindustrie entstanden und - wenn überhaupt - nur einer unkompositorischen, kakofonen Gattung zuzuordnen waren. Ursprünglich hervorgegangen aus dem avantgardistischen Ansatz, durch vornehmlich akustische und visuelle Provokation die äußersten Ränder des Erträglichen als politisches Statement mit rebellierenden, emanzipatorischen Anteilen auszuloten, begannen Kunstschaffende jener Zeit damit, diese Klänge als ästhetische Versatzstücke und schließlich kompatibles akustisches Arbeitsmaterial zu betrachten. Ob als perkussives Element oder gar als melodiöse Struktur - Industrial rückte technische Klänge in den Fokus, die sie freisetzenden Maschinen wurden zu ungeahnten Soundgeneratoren. Und mittendrin: der Mensch.
Auch in Düsseldorf, einem der Geburtsorte des Krautrock, der elektronischen Musik und des deutschen Punk, geriet Mitte der 1970er-Jahre der Klang der Maschinen in den Fokus der Musikschaffenden. Veröffentlichte die Band Kraftwerk auf ihrer 1977 erschienen Platte "Trans Europa Express" bereits einen Song mit dem klingenden Titel "Metall auf Metall" - getragen von einem treibenden Rhythmus und darin eingebetteten Klängen undefinierbaren mechanischen Ursprungs -, so widmete sich die Band Die Krupps um Jürgen Engler und Ralf Dörper, die zu diesem Zeitpunkt den Punk bereits weit hinter sich gelassen hatten, mit ihrem 1981 erscheinenden Album "Stahlwerksinfonie" gänzlich der Klangästhetik der Industrie. Die schweißtreibende Tätigkeit der Arbeiter an Maschinen in riesigen Industriehallen wurde zum ästhetischen Nährboden für die Körperlichkeit der Tänzerinnen und Tänzer in den Clubs weit über die Grenzen Düsseldorfs und Deutschlands hinaus. Und erneut war Industrial made in Düsseldorf mehr als nur Musik. Auf ihrem progressiven musikalischen Weg beeinflussten die Düsseldorfer dabei zahlreiche weitere namhafte Musiker. So bezog etwa die von Daniel Miller produzierte britische Band Depeche Mode einen Teil ihrer Inspiration aus der Industrie-Musik vom Rhein. Aus der einstigen Avantgarde wurde Pop, doch Engler und Dörper führen mit ihrer Kunst bis heute den Exkurs um systemtragende Mechanismen einerseits und menschliches Bewusstsein und Bedürfnis andererseits, an.
Das Projekt inDUStrial, initiiert von Marko Zaic, Sabine Fleischer und Carsten Siewert, bringt mit seinem Schirmherr Jürgen Engler nun sowohl die Ursprungsidee als auch die nie verloren gegangene Energie zurück an den Rhein. Lokale Musikschaffende begeben sich - rund vierzig Jahre nach der industriellen musikalischen Kunstrevolution - erneut auf die Suche nach akustischer Inspiration fernab der gängigen Norm. Das Besondere: Düsseldorfer Industrieunternehmen öffnen dabei ihre Werkstore und unterstützen so die kompositorischen Prozesse. Dabei werden die Klänge der Werkshallen zur Basis für die entstehenden Neukompositionen.
Bei der bereits erfolgreich gestarteten Erstauflage von inDUStrial sind vierzehn Musikschaffende und Bands – vom Nachwuchstalent bis zur etablierten Szenegröße – eingebunden. Neben einer Veröffentlichung der entstehenden Kompositionen als Digital- und Vinylveröffentlichung, sollen die Stücke ebenfalls in Düsseldorf uraufgeführt werden und finden so den Weg zurück an ihre Entstehungsorte. Lokale Fotografen und Autoren begleiten die Schaffensprozesse zudem visuell und journalistisch. Den Schirmherr Jürgen Engler als Visionär zu bezeichnen, trifft es sicher auf den Punkt: Wie kein zweiter hat er die Musiklandschaft geprägt, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Engler geht es immer nur um die Musik. 1976 gründete er als einer der ersten deutschen Punks die Formation Male, bei deren Konzerten u.a. die Vorgängerband der Toten Hosen, die Band ZK, das Vorprogramm bestritt. Kurze Zeit später gründete er Die Krupps und wurde einer der Treiber der Industrial- und Electronic Body Music, des Crossovers und Einfluss für viele weitere Bands und Musiker.
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